ZEITEN DES AUFRUHRS mit Kate Winslet | Film 2008 | Kritik

Wenn es mit dem amerikanischen Traum funktioniert, dann kommt dabei eine glückliche Ehe in einem schönen Eigenheim heraus. Mit sicherem Beruf und gesundem Nachwuchs. Doch wenn diese Ehe daran zerbricht, dass sich besagtes Eigenheim als Sackgasse herausstellt, der Beruf die blanke Langeweile mit sich bringt und der Nachwuchs der einzige Grund ist, nicht die Flucht zu ergreifen, dann wünschte man sich, aus dem Alptraum aufwachen zu können. Für das junge Pärchen Frank und April Wheeler ist es zu spät. Deren gemeinsamer Traum von einem Leben in Paris platzt mit dem überstürzten Umzug in die Revolutionary Road (Originaltitel des Films Zeiten des Aufruhrs , sowie auch der literarischen Vorlage).

Endstation Alltag

Zum Inhalt: 1955 in einer Vorstadt von Connecticut, Amerika. Ein junges Ehepaar bezieht ein Einfamilienhaus. April (Kate Winslet) hasst das Hausfrauendasein und Frank (Leonardo DiCaprio) hasst seinen Bürojob. Schwangerschaft und Beförderung sind die Nägel für den Sarg, in dem die wilden Zukunftspläne der beiden begraben werden…

Das hört sich deprimierend an. Ein Film über die Höhen und Tiefen einer Beziehung , die eine sichtliche Tendenz zum Scheitern aufweist. Scheitern meint nicht zwingend Trennung, sondern vielmehr Resignation.

Das tragische Traumpaar

Und tatsächlich, die Adaption des Romanklassikers von Richard Yates aus dem Jahr 1961 ist deprimierend. Zuweilen gar unangenehm. Allerdings im positiven Sinne: Wenn die empfindsamen Zuschauer*innen Zeiten des Aufruhrs am liebsten abschalten würden, um den heftigen Auseinandersetzungen zwischen April und Frank und der erdrückenden Atmosphäre in deren Haus zu entkommen – aber sie andererseits dranbleiben wollen, weil das Schicksal der Protagonisten zu sehr packt, dann haben Crew und Cast ganze Arbeit geleistet. Allen voran das bemerkenswerte Schauspiel-Gespann. Denn Frank und April werden von einem der tragischsten Traumpaare der Filmgeschichte verkörpert. Kate Winslet und Leonardo DiCaprio, die als Jack und Rose in Titanic (1997) bereits bestens miteinander funktionierten.

Es ist schon erstaunlich, dass über ein Jahrzehnt verging, ehe die beiden Hollywood-Ikonen wieder vor der Kamera vereint wurden – und dann auch noch von Kate Winslets Ehemann Sam Mendes, der sich zuletzt mit dem Kriegsdrama Jarhead – Willkommen im Dreck (hier geht’s zur Spiegel -Kritik ) profiliert hat. Kleine Anekdote am Rande: Kate Winslet zufolge hatte sie sich zum Abendessen mit ihrem besten Freund Leonardo DiCaprio verabredet und stattdessen ihren Mann hingeschickt, damit die beiden über ein gemeinsames Filmprojekt ins Gespräch kommen würden. So sei die Zusammenarbeit überhaupt zustande gekommen.

Vorschau zum Film Zeiten des Aufruhrs :

Mit von der Partie ist übrigens auch Kathy Bates und damit eine dritte Schauspielerin, die bereits in James Camerons Titanic zu sehen war. Dieses Mal spielt sie die Vermieterin Helen Givings, deren psychisch instabiler Sohn John (einschüchternd unberechenbar dargestellt von Michael Shannon) als Einziger die Situation von Frank und April durchblickt und ihnen auf den Zahn fühlt: Die Szenen, in denen er den Wheelers ihr kleinbürgerliches Dahin-Vegetieren vor Augen führt und Frank damit in den Wahnsinn treibt, gehören zu den besten des Films. Und nicht zu vergessen: Den starken Cast ergänzt noch glänzend: David Harbour ( Stranger Things ).

Hier kann man sich den Film ausleihen:

Persönliches Fazit zu Zeiten des Aufruhrs

Sam Mendes greift in diesem Beziehungsdrama das Thema aus seinem Regie-Debüt American Beauty (1999) wieder auf, schlägt jedoch einen wesentlich ernsteren Ton an und spart sich jegliche Ironie – in Amerika ist der Film aufgrund der harten Sprache und sexuellen Inhalten erst ab 17 Jahren freigegeben (was womöglich eher an Prüderie, als an zu drastischer Darstellung liegt). Es empfiehlt sich, den zweistündigen Streifen in Gesellschaft zu schauen, denn ob der Film nun gefällt oder nicht, er liefert in jedem Fall Diskussionsstoff.

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