FROZEN von Jennifer Lee · LGBT-Hoffnungen | Film 2013 | Kritik

Der Film Frozen (im Deutschen Die Eiskönigin – Völlig unverfroren , aber selten hat sich ein deutscher Filmtitel so wenig durchgesetzt) handelt von zwei Königstöchtern und einer scheinbar unkontrollierbaren Kraft. Inspiriert von einer Geschichte des Dichters Hans Christian Andersen (wie auch das polnische Musical The Lure von Agnieszka Smoczyńska) hat die Drehbuch-Autorin und Regisseurin Jennifer Lee mit Frozen ein modernes Märchen geschaffen und Filmgeschichte im frühen 21. Jahrhundert geschrieben.

Die Eiszeit auftauen

Zum Inhalt von Frozen: Die Königstochter Elsa (Idina Menzel) wird nach dem tragischen Tod ihrer Eltern zur Thronfolgerin gekrönt. Doch die junge Frau wahrt ein Geheimnis, das sie dazu zwingt, selbst von ihrer eigenen Schwester Anna (Kristen Bell) Abstand zu halten. Denn seit ihrer Geburt wohnt Elsa eine Kraft inne, die sie kaum zu kontrollieren vermag – die Macht über den Frost. Als sie darüber tatsächlich die Kontrolle verliert und das Königreich in einen ewigen Winter stürzt, zieht sich die Königin in ein Schloss aus Eis zurück, hoch oben in den Bergen. Nun liegt es an ihrer Schwester Anna, die Eiskönigin aus ihrem selbstgewählten Verlies zu befreien… zur Seite steht ihr dabei unter anderem ein Schneemann, der vom Sommer träumt.

Recht früh im Film, als die Töchter noch jung und die Eltern noch bei ihnen sind, da fragt ein Troll den Vater, ob sein Kind mit der Kraft geboren oder verflucht worden sei? »Geboren«, antwortet der König knapp – und mehr erfahren wir nicht über die Herkunft jener Macht, die Elsa innewohnt und trotz aller Unterdrückung ihre Entscheidungen und Wesenszüge formt.

Wann immer wir an den Punkt kamen »Oh Gott, irgendwie, okay, wir müssen es erklären«, dann wollten wir’s nicht sagen. Wir fanden, dass je mehr wir es zu erklären versuchen, desto mehr Fragen kamen über Magie und ihre Regeln auf.

Drehbuch-Autorin und Regisseurin Jennifer Lee im Scriptnotes Podcast

Filmtipp: Ein weiterer, wirklich fantastischer Animationsfilm ist Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen (2009).

Hoffnung aus der Traumfabrik

Und je mehr es offen gelassen wird, desto mehr darf gerätselt werden. Wenn im kommenden Jahr – nach aktuellem Stand: im November 2019 – die Fortsetzung von Frozen in die Kinos kommt, gibt es auf eine spannende Frage endlich eine Antwort: Ist Elsa lesbisch? Für eine riesige Frozen-Fangemeinde in der LGBT-Community kann damit ein Traum in Erfüllung gehen (oder einmal mehr eine Hoffnung platzen).

Die Eiskönigin Elsa singt in Let It Go , dem Song, dem die berühmteste Szene des Films Frozen gehört (so berühmt, dass er es als Referenz in Dan Browns Roman Origin geschafft hat):

Don’t let them in, don’t let them see / Be the good girl you always have to be / Conceal, don’t feel, don’t let them know / Well, now they know / Let it go, let it go / Don’t hold it back anymore

Lass sie nicht rein, lass sie nicht seh’n / wie du bist, nein, es darf niemals gescheh’n / Du darfst nicht fühlen, zeig ihnen nicht dein wahres Ich / Ich lass los, lass jetzt los / Die Kraft ist grenzenlos

Elsas Einfluss

Es gibt rund 15 Disney-Charaktere , von denen mit mehr oder weniger Anhaltspunkten angenommen wird, sie seien bi- oder homosexuell – zuweilen von offizieller Seite bestätigt, wie bei den streitenden Kudu-Antilopen in Zoomania (2016). Der Co-Regisseur dazu: »Sie sind ein schwules Ehepaar. Aber sie schreien sich nicht gegenseitig an, weil sie schwul sind, sondern weil sie echt sind.« Aber die Kudu-Antilopen sind nicht mal Nebenfiguren, so kurz ist ihr Auftritt. Königin Elsa aus Frozen hingegen hat sich binnen kürzester Zeit zur einer der populärsten Disney-Figuren der Gegenwart gemausert. Wenn sie im Rahmen einer Fortsetzung als homosexuell »geoutet« würde, wäre das in Sachen Repräsentation eine große Geste.

Denn Frozen ist zwar der bereits 53. Animationsfilm aus dem Hause Disney, aber längst nicht »irgendeiner«. Frozen rangiert unter den Top 10 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten und steht, selbstredend, an der einsamen Spitze, wenn es nur um Animationsfilme geht. In Zahlen gemessen ist Frozen ein einziges Wooooooooow! mit über 30 Filmpreisen, Milliarden-Einnahmen, gigantischen Zuschauerzahlen und, und, und – ein Superlativ sondergleichen, der Film allein übersetzt in 41 Sprachen, das Franchise dazu ein sich ausdehnendes Universum von heute schon unüberschaubarer Größe. Nach 5 Jahren zählt Frozen bereits zu den größten Erfolgen und Klassikern der Filmgeschichte.

Sehr amüsant: Die Kutschenfahrt von Anna und Kristoff.

Fazit zu Frozen

Verdient hat Frozen die ganze Aufmerksamkeit allemal. Nicht nur auf technischer Seite ist die animierte Eiswelt ein opulentes Meisterwerk. Auch und insbesondere die Figurenzeichnung ist das Highlight des Films. Die lebhafte, gewitzte, detailreiche Interaktion zwischen den Figuren ist es, die schon bei Anastasia (1997) begeisterte. In Frozen gewinnt das Facettenreichtum an ganz neuen Dimensionen, mit präzisen kleinen Blicken und Minenspielen, die vergessen machen, dass diese liebenswerten Figuren einmal Striche auf dem Papier waren. Schön auch, wie geradezu nebensächlich Rollenverhältnisse umgekehrt werden und einfach mal der Prinz aufs Schloss aufpasst.

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