PRAKTI.COM, der Google-Film mit Tiya Sircar | Film 2013 | Kritik

In der jüngsten ZEIT -Ausgabe gab’s einen sehr interessanten Bericht über Die Vereinigten Staaten von Google zu lesen. Darüber, wie sich das Unternehmen aktuell dem staatlichen Treiben entzieht. Wie es sich komplett auf die Zukunft ausrichtet, eine von Technik dominierte Utopie anstrebt. Neue Welt, aber auch schön? Das war so der huxterische Grundtenor. Dieser Bericht hat ganz spontan mein Interesse an Google geweckt. Nicht etwa so sehr, dass ich mir jetzt Fachlektüre anschaffe oder mich auch nur in den Wikipedia-Artikel zu Google reinlese. Nö, nö, ich dachte eher da eher an eine No-Brainer-Google-Schulung mit den Dozenten Owen Wilson und Vince Vaughn – unter dem Titel: The Internship , oder auf Deutsch: Prakti.com (oh, diese Genies…)

Google goes Hollywood

Zum Inhalt: Billy und Nick sind zwei weiße Dudes über – geschätzt – 40, die ihre Verkäufer-Jobs verlieren. Die Firma macht wegen der Konkurrenz aus dem World Wide Web die Schotten dicht. Und der schönen, alten Logik nach, dass man seinen Feind umarmen soll, beschließen die beiden, ein Praktikum bei Google zu absolvieren. Leichter gedacht als getan, natürlich, denn diese Praktikumsplätze sind scheiß-beliebt und die Mitbewerber*innen sind tough (unter anderem: Tiya Sircar und Tobit Raphael). Dass Billy und Nick trotzdem eine Chance bekommen, liegt daran, dass… na ja, stand wohl so im Drehbuch von Jared Stern und Vince Vaughn, der ja selbst den Billy spielt – scheint mir einfach nicht mit lauteren Dingen abgelaufen zu sein, die Nummer.

Hinweis: Aktuelle legale Streaming-Angebote finden sich via JustWatch.

Totale: Der Film im Zusammenhang

Historischer Kontext

Aus der Sicht von Google sind Staaten etwas Gestriges. Nichts, womit sich die Probleme des 21. Jahrhunderts lösen ließen, Klimawandel, Armut, Gesundheitsversorgung. Nur technische Erfindungen könnten die Erlösung bringen […] DIE ZEIT , 7. August 2014

60 Minutes hat einmal ein Porträt über Google als einen der besten Arbeitgeber der Welt gemacht. Davon inspiriert trat der Schauspieler Vince Vaughn mit der Idee an Regisseur Shawn Levy heran, einen Film über Google zu machen. Das US-amerikanische Unternehmen selbst zeigte sich kooperativ – mit ganz unverhohlenen Absichten: »Computer-Wissenschaften haben ein Marketing-Problem«, so wird Larry Page zitiert, der Konzernchef von Google.

Persönlicher Kontext

»Der Google-Film« stand schon eine Weile auf meiner Liste, allerdings nicht allzu weit oben. Zwischen dem »Affen-Film« ( Planet der Affen ) und »dem anderen Owen-Wilson-Film« ( Midnight in Paris , Nachtrag: inzwischen gesehen, auf einem Flug nach Fernost ), um unnötig genau zu sein.

Der Film entpuppte sich als das, was man den Gesichtern von Owen und Vaughn voll ausgeleuchtet auf einem lieblosen Filmplakat so vermuten durfte: Eine flauschig-unverfängliche-vermeintlich-hippe Komödie nach Schema F . Hätte auch um ein Baseballteam gehen können. Oder um eine Highschool-Clique. Aber das gab’s ja alles schon, also: Eine Gruppe von Außenseitern, die sich bei Google bewerben möchten… interessant deshalb, weil: Ein Blick hinter die Kulissen vom Internet-Riesen! Wann hat man schonmal die Gelegenheit? Gar nicht. Auch hier nicht, aber wie gesagt: es war zu erwarten. Zwar wurde ein Teil des Films tatsächlich auf dem Googleplex in Mountain View, Kalifornien gedreht – dem echten Unternehmenssitz – jedoch bekommen wir davon nicht mehr zu sehen, als ein x-beliebiger Imagefilm zu bieten hätte.

Close-up: Der Film im Fokus

Etwas überrascht war ich schon, wie frech dieser Streifen einfach mal ein spielfilmlanger ein Promo-Clip ist. Der Abspann besteht sogar aus einer – zwar schick animierten, aber… – reinen Werbeshow von Google-Produkten. Hollywood darf also einen Film über Google machen, wenn Hollywood einen Film für Google macht… meh… don’t like. Da war mir The Social Network doch angenehm kratzbürstiger.

Oh, ach, und diese Szene, wo die beiden alten Herren die 4 High-IQ-Nerds mal raus aus dem Google-Komplex locken, ins »echte Leben« entführen wollen und schließlich in einem Tabledance-Club zu landen, in dem sie eine Nacht verbringen, die nachher einer der Jungs als »best night of my life« bezeichnet… was’n das für’n Quatsch? Das »echte« Leben jenseits der Leistungsgesellschaft als Partyschuppen mit harten Drinks und falschen Brüsten sein? Grandios.

Gemäß der Logik, dass die besten Nächte diejenigen sind, an die man sich am nächsten Morgen gar nicht mehr so recht erinnern kann. Bei Filmen ist es nun genau andersherum: Die Besten sind die, an die ich mich noch Jahre danach erinnere. Wird mir mit Prakti.com nicht so gehen.

Persönliches Fazit zu Prakti.com

Kurz: 6/10 Punkte für totalen Hollywood-Einheitsbrei (vorhersehbar, dennoch milde unterhaltsam) mit immerhin sympathischen, wenn auch teilweise völlig überdrehten Darsteller*innen. Persönliches Highlight in Prakti.com : Tiya Sircar als Neha Patel, Computer-Genie und » covert pervert « mit Cosplay-Faible – Zitat:

I’d be slave girl Leia. Yeah. Metal bikini top. Metal G-string panty. High-heeled leather boots. I’m chained at the neck. Not too constricted, but just enough… to make things interesting.

Wie war noch gleich die alte Film-Faustregel? Show, don’t tell.

…argh. Selber pervert . Schluss für heute.

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