PREUSSEN & WESTFALEN | Webserie 2018 | Impressionen vom Dreh

Zurück aus dem Jahr 1871 und der vernebelten Kneipe mit dem Apfelsaft-Bier. Ob sich Gustav, der preussische Soldat, und Clara, die westfälische Wirtin, am Ende gekriegt haben? Diese etwas soapige Frage wird die hoffentlich gar nicht soapige Webserie Preussen & Westfalen beantworten, die Regisseur Mark Lorei in jener Kneipe inszeniert hat. Als Setfotograf habe ich von meiner Zeitreise ein paar Impressionen mitgebracht. Nachfolgend ein Blick auf das ungleiche Paar Gustav und Clara.

Unterwegs in Westfalen

Bunt zusammengewürfelt war’s, das Filmteam. Und doch hat es auf der Fachwerkhofanlage Pöpping – unserem bemerkenswerten Drehort, von dem ich bereits berichtete – eine effiziente Eigendynamik entwickelt. Es galt das Kunststück zu meistern, den fiktiv-narrativen Teil einer halbdokumentarischen Webserie abzudrehen, innerhalb von 4 Tagen. Dazu mussten die Schauspieler*in – in den Hauptrollen Wolf Danny Homann und Stephanie Jost – in wenigen Takes und einem Korsett aus wohlgesetzter Licht- und Kameratechnik möglichst auf den Punkt genau spielen.

Lesetipp: Hier geht es zu den Blogbeiträgen über Drehtag 1 und Drehtag 2 der Webserie Preussen & Westfalen .

Wie an so vielen historischen Filmsets war es ein herrlicher Kontrast: Auf der einen Seite gleitet der Kamera-Dolly mit der stattlichen ARRI Alexa über die Schienen, flankiert von Licht-Softboxen und dem Tonmenschen – auf der anderen Seite wird Pumpernickel serviert und über die Errungenschaften Friedrichs des Großen gestritten. Gestatten, die Streithähne aus Preussen & Westfalen :

Rechts sehen wir, mit Kreuz, Dutt und Schürze, die Wirtin Clara. Links, mit Bart und Schnapsglas, den Soldaten Gustav – kurz vor Abschluss seines Studiums in Berlin eingezogen, um gegen Frankreich ins Feld zu ziehen. Dass er, obwohl gerade aus dem Krieg zurück, so mustergültig angezogen ist, hat seine historische Richtigkeit. Denn natürlich wurden die Soldaten nicht in von Kämpfen zerfetzten Lumpen nach Preußen heimgeschickt. Bevor sie auf die Bevölkerung trafen, statteten die preußischen Autoritäten ihr Fußvolk mit neuen Uniformen aus. Die Sieger sollten schließlich wie Sieger in Erscheinung treten.

Fotografie im Jahr 1871

Tatsächlich gibt es aus 1871 schon Fotografien. Wenige Jahre zuvor war gar ein Durchbruch in der Farbfotografie erzielt worden, von dem Fotopionier Louis Ducos du Hauron . Während sich diese Technik jedoch erst einmal ihren Weg bahnen und etablieren musste, war Schwarzweiß-Fotografie bereits weiter verbreitet. Hier einmal das Bild eines Preußen-Soldaten aus dem Jahr 1871 – und unser Preußen-Soldat aus dem Jahr 2018.

Der Schauspieler Wolf Danny Homann , geboren 1990, ist mit seinen 1,85 Metern Körpergröße und athletischer Statur in der Uniform so preußisch, wie’s eben geht. Er hatte sichtlich seinen Spaß daran, den stolzer Berliner Jung zu verkörpern, der sich in der Tradition jener Soldaten fühlt, die einst den großen Napoleon I. zu Fall brachten (hier geht’s zu Napoleon , dem Biopic von Abel Gance aus dem Jahr 1927). Frisch aus dem neuerlichen Deutsch-Französischen Krieg zurückgekehrt, verteidigt er noch immer das Vaterland – gegen die respektlosen Sprüche einer Wirtin und Witwe.

Alltagsgarderobe von anno dunnemals

Die Schauspielerin Stephanie Jost aus Köln hat sich für ihre Rolle mit dem westfälischen Dialekt jener Zeit auseinandergesetzt (der übrigens nicht anders klingt, als das Plattdeutsch meiner Großeltern, die aus der Ecke stammen). Nachdem ich bereits das Vergnügen hatte, in diversen Kurzfilm-Projekten mit Stephanie Jost zusammenzuarbeiten, habe ich bei diesem Dreh völlig neue Facetten von ihr gesehen. Mal ganz abgesehen vom offensichtlichen, etwas aus der Zeit gefallenen Gewand. Zuletzt hat die Schauspielerin in dem Kurzfilm JAW CHILLI für mich vor der Kamera gestanden, im Brautkleid zwar, aber durchaus zeitgenössisch. Für Preußen & Westfalen trat Stephanie in schlichter Alltagsgarderobe aus dem 19. Jahrhundert in Erscheinung.

Impressionen aus Preussen

Weitere Impressionen vom Filmset Preußen & Westfalen habe ich in einem Flickr-Album zusammengestellt. Zu guter Letzt, ein Blick aufs gesamte Team vor und hinter der Kamera unserer historischen Webserie. Und hier noch ein Blick hinter die Kulissen von Preussen & Westfalen in Bild und Ton – unser Making-of, Teil 3:

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.